Golf, Astra und Co. müssen sich warm anziehen: Mit dem Toyota Auris kommt eine einzigartige Alternative auf den Kompaktwagen-Markt, der bislang fest in der Hand deutscher Hersteller ist. Könnte sich das durch den sparsamen Außenseiter mit Hybrid-Variante ändern?
Erster Kompakt-Hybrid der Welt
Ab knapp 16 000 Euro soll der Toyota Auris Hybrid am 19. Januar in den Handel kommen. Nachgebessert wurde unter anderem am Design, der Ausstattung und den Motorisierungs-Optionen des Kompaktwagens. Während typische Kompaktwagen-Hersteller wie VW, Opel oder Ford nach wie vor ausschließlich auf klassische Verbrenner setzen, bietet der japanische Autobauer in diesem Segment als erster Hersteller weltweit eine richtige Hybrid-Motorisierung an, die sogar ein paar Kilometer rein elektronisch unterwegs sein kann.
Prius als großes Vorbild
Die Technik kommt vom modernen Bruder Toyota Prius. Genau wie dieser setzt auch der neue Auris Hybrid auf eine Kombination von E-Motor und 1,8-Liter-Benziner. Damit kommt der Auris auf bis zu 100 kW und 136 PS. Der Sprint aus dem Stand auf Tempo 100 km/h soll in weniger als elf Sekunden absolviert sein. Toyota gibt den Normverbrauch mit 3,8 Liter Benzin auf 100 Kilometern an, der Schadstoffausstoß soll bei 87 Gramm Kohlendioxid pro Kilometer liegen.
Zum ersten Mal ist mit dem neuen Auris ein Hybridmodell preiswerter als der gleiche Wagen mit reinem Verbrenner …
Auris Hybrid: Ein Auto für die City?
Während der Auris Hybrid im Stop-and-go-Verkehr einer Großstadt spritzig reagiert und sehr leise fährt, ändert sich das auf der Autobahn und bei höheren Geschwindigkeiten schlagartig. Wie von japanischen Hybridautos gewohnt, lässt das Fahrvergnügen spätestens bei großer Belastung mehr als zu wünschen übrig. Der Motor rumort laut, reagiert bei hohen Geschwindigkeiten äußerst zäh. Das hat vor allem mit der stufenlosen Automatik zu tun, die den Motor zwecks Treibstoffersparnis automatisch in möglichst hohen Drehzahlen halten will. Kein Wunder, dass der Benzinmotor bei Vollgas den Eindruck macht, gleich in Rauchwolken aufzugehen. Auch wenn der neue Kompaktwagen von Toyota Geschwindigkeiten bis zu 180 km/h hinbekommt – in der Praxis wird das wohl kaum jemand freiwillig versuchen.
Gute Hybridquote
Den Zahlen von Toyota nach zu urteilen, scheint der laute und ruckelige Motor die Kundschaft kaum abzuschrecken. Mehr als jeder Vierte, der sich den Vorgänger bestellt hat, setzte auf die Hybridversion. Der japanische Autobauer rechnet damit, dass die neue Generation des Auris Hybrid auf mindestens 30 Prozent Anteil kommen wird. Zahlen, bei denen gerade deutsche Autobauer neidisch werden, die entweder noch gar nicht auf Hybridversionen setzen oder auf überteuerten Modellen sitzenbleiben. Toyota setzt sogar noch eins drauf und verringert den Anschaffungspreis im Vergleich zum Vorgänger um 350 Euro und im Vergleich zur neuen Dieselvariante um 200 Euro. Zum ersten Mal ist damit ein Hybridmodell preiswerter als der gleiche Wagen mit reinem Verbrenner, was zusätzliche Kaufanreize schaffen wird. Die neue Auris-Generation hat damit das Zeug zum populärsten Hybridauto überhaupt.
Im Durchschnitt kann die neue Auris-Generation rund 13 Prozent des Treibstoffverbrauchs gegenüber dem Vorgänger einsparen.
Auch als Verbrenner ein solider Kompaktwagen
Nicht nur als Hybrid macht der neue Toyota Auris eine gute Figur. Auch mit herkömmlichen Verbrennermotoren spart der Kombi einiges an Kraftstoff. Verfügbar sind neben dem Auris Hybrid jeweils zwei Benziner- und Dieselvarianten. Mit Hubräumen zwischen 1,33 und zwei Liter und einer Leistung von mindestens 66 kW / 90 PS und maximal 97 kW / 132 PS kann die neue Auris-Generation trotzdem im Durchschnitt rund 13 Prozent des Treibstoffverbrauchs gegenüber dem Vorgänger einsparen. Dazu trägt auch eine optimierte Start-Stopp-Automatik, eine rund 50 Kilo leichtere Karosserie und ein verbesserter Widerstandsbeiwert bei. Einen sparsameren Kombi – ob mit oder ohne Hybridantrieb – sucht man nach wie vor vergeblich.
Neues Design steigert Fahrspaß
Beim Verbrauch hat der japanische Autobauer also ordentlich nachgebessert, doch auch das überarbeitete Design überzeugt. Sportliche Kanten und klare Linien machen den Auris Hybrid auch für deutsche Autofahrer interessant. Durch die Absenkung des Dachs und der Sitze um vier Zentimeter fühlt man sich der Straße verbundener als im Vorgänger – und genießt doch mehr Platz im Cockpit als zuvor. Das Kofferraumvolumen wächst um 40 Prozent auf 360 Liter. Im Innenraum überzeugen viel Leder, hochwertige Kunststoffe und Designelemente in Chrom oder Silber. Zumindest in gehobenen Ausstattungsvarianten drängt der neue Toyota Auris damit in noble Gefilde vor, die bislang hauptsächlich von deutschen Premium-Herstellern bedient wurden.
Kleine Ausreißer
Doch mit der Qualität eines Opel Astra oder Ford Focus kann die neue Auris-Generation noch nicht mithalten. Neben einigen Ungereimtheiten bei der Ausstattung, wie einer veralteten Digitaluhr oder einem wenig zeitgemäßen Display in Schwarz-Weiß, fehlen auch typische Assistenzsysteme der hochwertigen Kompaktklasse. So sucht man ein Abstandstempomat beim neuen Toyota Auris genauso vergeblich wie eine automatische Notfallbremse für innerstädtische Fahrten. Immerhin gibt es optional einen Einparkassistenten, ein Navigationssystem mit Rückfahrkamera und ein automatisiertes Fernlicht. Serienmäßig sind sieben Airbags und Beleuchtung mit modernen LEDs für die Sicherheit im Auris verantwortlich.
Auris HSD (für Hybrid Synergy Drive), welcher in Europa ab September 2010 unter der Bezeichnung Auris Hybrid erhältlich war. Laut Herstellerangaben erreicht er eine Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in 10 Sekunden, kann in vier verschiedenen Modi gefahren werden (Normal-, ECO-, POWER- und EV-Modus) – im letzteren, rein elektrischen Betriebsmodus, bis zu 2 Kilometer bei maximal 50 km/h. Im gemischten Betrieb lag der CO2-Ausstoß bei unter 100 g/km