Dem ambitionierten Modellprojekt RuhrAutoE droht schon nach den ersten Monaten wieder das Aus. Die Projektverantwortlichen und die Verwaltung der Stadt Essen tragen seit Wochen Grabenkämpfe aus, die Emotionen scheinen hochzukochen: Es geht um Falschparken und Abschleppwagen, um gegenseitige Anschuldigungen, mangelnde Kommunikation und bürokratische Flexibilität.
Zu viele Knöllchen für RuhrAutoE
Ursprünglich sollte das Carsharing- und E-Auto-Pilotprojekt die angespannte Parkplatzsituation in der Essener Innenstadt eher auflockern, nun droht es bereits nach knapp zwei Monaten daran zu scheitern. Immer wieder werden die vorgesehenen Parkplätze an Ladestationen von herkömmlichen Fahrzeugen belegt. Wegen zu kurzer Ladekabel konnten viele Fahrzeuge oft nur verkehrtherum geparkt geladen werden. Daraufhin hagelte es Knöllchen für die Elektrofahrzeuge. Auch wenn die Kabel von Passanten abgezogen werden, lädt das Auto nicht auf und darf deswegen keinen Ladeplatz besetzen. Die Folge: ein Knöllchen.
“Eine stillschweigende Duldung von Verkehrsübertretungen durch Teilnehmer des Projekts ist mit den Maßstäben für das Handeln einer öffentlichen Verwaltung nicht zu vereinbaren”
Kontrahenten sichern sich Unterstützung zu
Die Kontrahenten im Essener Autostreit sind der Leiter des Projekts RuhrAutoE, Prof. Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Duisburg-Essen, und der Essener Oberbürgermeister Reinhard Paß. Dudenhöffer verlangt von der Stadt Essen ein entgegenkommendes Verhalten und Kulanz im Fall von falsch abgestellten Projekt-Fahrzeugen. Zudem soll eine neue Kennzeichnung die Ladestationen schnell erfolgen. Die Stadt Essen führt an, diese Kennzeichnung müsse auch in Übereinstimmung mit dem geltenden Recht durchgeführt werden. Des Weiteren sei wegen des Grundsatzes der Gleichbehandlung aller Verkehrsteilnehmer eine stillschweigende Duldung von Verkehrsübertretungen durch Teilnehmer des Projekts mit den Maßstäben für das Handeln einer öffentlichen Verwaltung nicht zu vereinbaren.
Trotzdem scheinen sich die Wogen nun langsam zu glätten. Beide Seiten sichern sich in den neuesten Verlautbarungen wieder Dialogbereitschaft und Unterstützung zu. Das Projekt betrat bundesweites Neuland und habe daher mit derartigen Problemen umzugehen.
Projekt nicht gefährdet
Das Projekt RuhrAutoE wird vom Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung mit 1,8 Millionen Euro gefördert und stellt im Essener Stadtgebiet 20 Elektrofahrzeuge und dazugehörige Ladeparkplätze zur Verfügung. Die Projektdauer ist mit 18 Monaten geplant. Verschiedene namhafte Unternehmen unterstützen das Pilotprojekt zur Förderung der Elektromobilität.