Citroën geht in doppeltem Sinne mit der Zeit. Dies scheint jedenfalls der neue Berlingo Multispace unter Beweis zu stellen. Momentan gibt es auf den Automärkten in Europa und Übersee zwei Trends, die sich bei fast allen neuen Baureihen der einschlägigen Hersteller widerspiegeln.
Füllung für die Lücke zwischen Kombi und Van
Autokäufer denken in den letzten Jahren deutlich pragmatischer, als noch vor knapp zehn Jahren. Damals sorgten diverse Roadster-Modelle für Aufsehen unter der Käuferschar, konnten diese aber nicht nachhaltig begeistern. Inzwischen entscheiden sich Interessierte zunehmend für eher praktisch ausgelegte Fahrzeuge. Genau in diese Kerbe schlägt nun Citroën mit dem neuen Berlingo Multispace. Schon längst erinnert kaum noch etwas an die ersten Baureihen des französischen Helferleins. Das Klischee des Handwerker-Mobils, aus dem durch die doppelte Hintertür stets eine Leiter herausragt, ist inzwischen überholt. Mittlerweile etabliert sich der Berlingo, und mit ihm eine große Anzahl veritabler Konkurrenten wie beispielsweise der Renault Kangoo, zu einem waschechten Familienauto. Sozusagen eine Bauart, die irgendwo zwischen Kombi und Van einzuordnen ist.
Klischee des Handwerker-Mobils […] ist inzwischen überholt
Angenehme Reise im Berlingo Multispace
Der Beiname „Multispace“ erweist seiner Bezeichnung alle Ehre, spendiert Citroën seiner Kundschaft einen wirklich großzügigen Innenraum, der sich auf unterschiedlichste Art nutzen lässt. Zu den nackten Zahlen, die das Platzangebot nur unzureichend beschreiben, gesellen sich Annehmlichkeiten wie die erhöhte Sitzposition sowie das gläserne Dach. Insbesondere diese beiden Komponenten sorgen neben überall (und das ist ernst gemeint) verteilten Ablagefächern dafür, dass sich der Fahrer und die übrigen Insassen in einem komfortablen und „freien“ Ambiente wähnen, dass sie zusätzlich von A nach B befördert. Hier verschmelzen Reisekomfort und Pragmatismus zu einem ansprechenden Ganzen.
Zusammenspiel zwischen Turbodiesel und Hybrid-Technologie
Der zweite Trend, dem Citroën immer wieder gerecht werden und den der Autobauer gleichzeitig durch innovative Einfälle auf ein neues Level heben möchte, sind alternative Antriebe. Mit dem Berlingo Multispace ist den französischen Entwicklern eine interessante Variante gelungen. Der Familientransporter kommt nämlich nur scheinbar als reiner Diesel daher. Spätestens die fehlenden Innengeräusche während der Fahrt sollten die Insassen stutzig machen. Denn fast unerheblich, wie viel man schalten muss und in welchen Drehzahlen sich der Berlingo befindet, an einen Dieselmotor erinnert einzig die Performance, nicht aber die Lautstärke. Dies liegt an dem e-HDI-Motor, der die Citroën-Technologie des Mikro-Hybrid-Antriebs repräsentiert. Dieses Start-Stopp-System erspart eine Menge Sprit. Der Clou: Dank des umkehrbaren Alternators reagiert der Motor sowohl auf ein Anhalten des PKWs, als auch auf Verzögerungsphasen, mit dem Ausschalten des Motors. Wenn es zügig weitergehen soll, dann startet das System den Motor problemlos und ohne Geruckel. Mit anderen Worten: Der e-HDI-Turbodiesel überzeugt mit annehmbaren Verbrauchszahlen und seiner angenehmen und umweltbewussten Mikro-Hybrid-Technik.
[…] an einen Dieselmotor erinnert einzig die Performance, nicht aber die Lautstärke.
Kleiner Schritt, aber umso effektiver
Obwohl die Motorisierung für ein schweres Fahrzeug wie den Berlingo Multispace wohl etwas großzügiger hätte ausfallen dürfen, wiegt der Reisekomfort, den der praktische Franzose dank seines verschwenderischen Raumangebotes und seiner unzähligen Verstaufächer bietet, dies mühelos auf. Der Citroën Berlingo Multispace iHDi 90, so seine offizielle Bezeichnung, könnte somit einen kleinen Schritt nach vorne hinsichtlich alternativer Antriebe und ihre Akzeptanz innerhalb einer breiten Käuferschicht bedeuten.
Citroën Berlingo Electrique wird es schwerer haben
Möglicherweise baut die Markteinführung des Mikro-Hybrid-Modells schon einmal vor für den Auftritt des Citroën Berlingo Electrique im ersten Halbjahr des nächsten Jahres vor. Allerdings wird dies wohl vornehmlich eine Variante für das Ursprungs-Klientel des Kastenwagens sein: die rasenden Handwerker. Denn das Reichweitenproblem, dass jede Markteinführung eines E-Modells wie ein Schatten begleitet, stellt sich auch hier. Lange Strecken mit der Familie werden mit der elektrischen Berlingo-Ausgabe nicht zu bewältigen sein, es sei den, man nimmt sich viel Zeit für die anfallenden Aufladepausen alle 170 Kilometer. Da wird auch die angekündigte Möglichkeit einer besonders schnellen Ladephase, die innerhalb von nur 30 Minuten das Auto zu 80% mit Energie füllt, zu keinem Umdenken bei den Käufern führen.