Carsharing als Bedrohung für den Automarkt

Bild: © BMW Group - Ein MINI mit dem DriveNow-Schriftzug
Bild: © BMW Group – Ein MINI mit dem DriveNow-Schriftzug

Carsharing soll die Mobilität von morgen gestalten, die Umwelt schonen und auch Verbraucher entlasten. Doch bedrohen Carsharing-Angebote den Automarkt und belasten europäische Hersteller zusätzlich? Immer mehr kritische Expertenstimmen melden sich zu Wort. Wenn die Statistik stimmt, dann ersetzt ein Carsharing-Fahrzeug vier bis acht Pkw. Wer also als Autohersteller gerade selbst in dieses Geschäft einsteigt, schaufelt sich vielleicht sein eigenes Grab.

Anzahl der Carsharing-Nutzer nimmt zu

Noch kommt das Carsharing gerade erst ins Rollen: Gemessen an den knapp 43 Millionen Pkws auf deutschen Straßen machen die 220 000 Carsharing-Nutzer und 5 600 Fahrzeuge kaum etwas aus. Doch sich ein Auto zu teilen, sei es über eine Mitfahrzentrale im Internet, einen klassischen Mietwagen oder die neuen „Free Floating“-Angebote, bei denen das Auto nach der Fahrt einfach überall abgestellt werden darf, wird zum neuen Trend. Rund 140 unterschiedliche Anbieter gibt es mittlerweile allein in Deutschland. Die Anzahl der Carsharing-Nutzer nimmt Jahr für Jahr um stolze 15 bis 20 Prozent zu. Die Wirtschaftsprofis von Frost & Sullivan prognostizieren sogar, dass im Jahr 2020 ganze 15 Millionen Deutsche auf Carsharing zurückgreifen und dazu lediglich 240 000 Fahrzeuge benötigen werden.

 

Fast die Hälfte aller Carsharing-Neukunden hat nach sieben Monaten Carsharing-Nutzung den eigenen Pkw abgeschafft.

Bedeutet das Carsharing das Aus für einige Fahrzeug-Hersteller?

Wenn solche Prognosen zutreffen, dann könnte die Automobilbranche schnell vor einem großen Problem stehen. Denn Umfragen zeigen, dass fast die Hälfte aller Carsharing-Neukunden nach sieben Monaten den eigenen Pkw abschafft – oder noch nie einen besessen hat. Wenn in der Zukunft nur noch ein Bruchteil der heutigen Autos gebraucht wird, könnte das, so befürchten Kritiker des Carsharings, auch das Aus für viele Automobil-Hersteller bedeuten – ganz davon abgesehen, dass die anhaltende Euro- und Staatsschuldenkrise den europäischen Autobauern immer noch zu schaffen macht und der hiesige Markt ohnehin gesättigt ist.

Imageaufbau durch Carsharing

Warum überhaupt steigen dann aber so viele Autobauer selbst ins Geschäft mit Carsharing ein? Smart werkelt weiter fleißig an seinem Angebot „Car2Go“. Mittlerweile stehen dafür in 17 deutschen und neun US-amerikanischen Städten rund 6 500 Smarts zur Verfügung. BMW verkündet neue Rekorde bei seinem Programm „DriveNow“, bei dem sich 2012 mehr als 70 000 Kunden angemeldet haben sollen, allein 30 000 aus der Hauptstadt Berlin. Auch Citroen hat ein entsprechendes Angebot auf dem Markt, der VW-Konzern und Renault prüfen gerade den Einstieg in den Carsharing-Markt (VW testet ein Projekt in Hannover).

Willi Loose, Geschäftsführer des Bundesverbands CarSharing, sieht die Situation realistisch. Natürlich wäre Carsharing für die Autohersteller unterm Strich ein Verlustgeschäft. Doch nach seiner Einschätzung ist es längst zu spät, diesen Trend aufzuhalten. Wer nicht abgehängt werden möchte, müsse sich einklinken.
Und letztlich ist es auch Werbung sowie ein Imageaufbau der eigenen Marke. BMWs und Smarts Ansehen dürfte durch die Bereitstellung der Carsharing-Fahrzeuge eher gestiegen als gefallen sein. Die Automobilbranche tut gut daran, den Trend des umweltbewussten Autofahrens aufzugreifen und sich ihm anzunehmen.

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