
Jemand der gern Musik hört, mag die durchklingenden Swinging Sixies, wenn er Lana Del Rey hört. Ein Architekturliebhaber wird sich vielleicht in rekonstruierte Altstadtkulissen verlieben und ein Autofan verliert sein Herz an die „neuen Alten“. Retro liegt in der Luft und wenn in vielen anderen Lebensbereichen, dann sicher auch in der Autowelt. Aber was bedeutet das? Nostalgischer Rückblick in die gute alte Zeit oder eher Einfallslosigkeit aufseiten der Designer?
Vielleicht ist es von beidem ein bisschen. Einersets ist der Blick in die Vergangenheit ein wenig in Verruf gelangt, denn designbewusste Menschen schätzen die Innovation und sehen den Retro-Trend als Sieg des Alten über das Neue. Eine Art Mittelweg wäre hier erstrebenswert – es geht nicht darum die alten Formen wieder aus der Kiste zu holen, sondern aus den alten Formen eine zeitgemäße neue Form zu erschaffen.
Der Kölner Designprofessor Poalo Tuminelli erinnert sich gut, dass der Retro-Trend in der Automobilbranche schon Ende der achtziger Jahre begann. Die damals neuen Autos waren eckig und kantig in ihrer Form. Dann hatte der seifenförmige Mazda MX-5 seinen großen Auftritt und ist seither der am meisten verkaufte Roadster der Welt. Ein weiteres Beispiel ist der Käfer, welcher später als Beetle zurückkehrte. Der Professor sieht darin aber nicht unbedingt die Verklärung der guten alten Zeit, sondern legt den Fokus vielmehr auf die Formgebung der immer wieder so erfolgreichen Autos. Er bezeichnet das als vage Anmutung von Retro, die sich in den weichen, runden, schwellenden Formen widerspiegelt. Es sei eine urmenschliche Vorliebe das Runde, Fließende dem eckigen Design vorzuziehen. Der Mensch nimmt die Form eines Autos anthropomorph war, er mag freundliche Gesichter – auch bei einem Auto.